Heute am Ostersonntag endet meine kleine Reihe zum Thema
„Selber denken“, zeitgleich mit der vorösterlichen Passionszeit.
Erstaunlich, dass mich der Begriff erst heute das erste Mal
beschäftigt und stutzig macht. Passion verbinde ich sofort mit Leidenschaft,
mit positiver Energie und hingebungsvollem Einsatz. Wahrlich etwas komisch,
dass die Passionszeit vor allem dazu genutzt wird, an das Leiden Christi zu
erinnern und sich mit der Frage zu beschäftigen, warum er sterben musste. Auch
„Nicht-Christen“ benutzen gern die Zeit, um Gedanken zu ordnen, Macken zu
überprüfen und vielleicht eine Art persönlichen Reset-Knopf zu drücken. Leiden
und Passion (als synonym für Leidenschaft) erscheinen auf den ersten Blick
konträr, meinen aber das Gleiche. Das lateinische passio, was Leiden bedeutet.
Und wahrhaft, irgendwie leuchtet es mir ein. Schärft und
entwickelt nicht erst das Aufstehen nach dem Leiden die Leidenschaft? Entfacht
nicht erst das Überwinden von vermeidlich Unüberwindlichen neue Lebenskraft?
Für mich steht die Ostergeschichte auch immer wieder für
die Tatsache, dass alles möglich ist. Selbst Situationen, die einem als
ausweglos erscheinen, wo alle Türen als schwere Stahltore die Wege versperren,
nur die Hoffnung einen Spalt bilden kann. Und wir dennoch immer wieder überrascht werden vom
Wandel unseres eigenen Weges. Darüberhinaus auch die Aufforderung an seiner
Leidenschaft festzuhalten, an sich zu
glauben!
Warum die Hummel fliegen kann? Weil sie einfach fliegt und
nicht weiß, dass ihre Flügelflächen sie rein physikalisch gesehen, gar nicht
tragen können.
Leider ist es manchmal unglaublich schwer seinem Instinkt zu
folgen, auf sich zu hören. Ständig ist man mit „Geboten“ konfrontiert: tu dies
nicht, sei das nicht, mach es so und nicht so. Wer kann da noch seinen eigenen
Willen spüren? Die Anforderungen werden unmenschlich und viele fangen an zu
stolpern, obwohl sie aufrechte Geher sind.
In solchen Situationen nicht zu resignieren und mühsam
weiterzusuchen, auf sich zu trauen. Für mich eines der größten Herausforderungen.
Die sieben Wochen „Selber denken“ haben mir geholfen, Kraft
zu gewinnen, für alles was kommt. Leid, Freude, Glück, Pech, Sonne und Regen...
Denken, suchen, reden, handeln, prüfen, bekennen und leuchten waren die
einzelnen Stufen des Passionsweges, der zu keinem bestimmten Ziel führte, aber
ein Stück zu mir selbst.
Mit dem Gedicht von Marie Luise Kaschnitz wünsche ich Euch
ein gesegnetes Osterfest oder einfach einen leuchtenden Start in den Frühling!
Manchmal stehen wir auf
Stehen wir zur Auferstehung auf
Mitten am Tage
Mit unserem lebendigen Haar
Mit unserer atmenden Haut.
Stehen wir zur Auferstehung auf
Mitten am Tage
Mit unserem lebendigen Haar
Mit unserer atmenden Haut.
Nur das Gewohnte ist um uns.
Keine Fata Morgana von Palmen
Mit weidenden Löwen
Und sanften Wölfen.
Keine Fata Morgana von Palmen
Mit weidenden Löwen
Und sanften Wölfen.
Die Weckuhren hören nicht auf zu ticken
Ihre Leuchtzeiger löschen nicht aus.
Ihre Leuchtzeiger löschen nicht aus.
Und dennoch leicht
Und dennoch unverwundbar
Geordnet in geheimnisvolle Ordnung
Vorweggenommen in ein Haus aus Licht.
Und dennoch unverwundbar
Geordnet in geheimnisvolle Ordnung
Vorweggenommen in ein Haus aus Licht.
Marie Luise Kaschnitz
Es ist auch für mich immer wieder eine Herausforderung nicht zu stolpern , aber es ist auch eine sehr große Herausforderung niemanden zum Stolpern zu bringen . Speziell bei den Kindern war es eine Gratwanderung die auch leicht zum Absturz hätte führen können . Aber wie du sagtest , bei jedem Hinderniss welches bezwungen wurde wurde auch die Kraft größer und der Weg leichter .
AntwortenLöschenDir auch ein schönes Osterfest !
Liebe Grüße , Ursula
Sehr klug geschrieben, finde ich.
AntwortenLöschenIch als Anhängerin der Achtsamkeit finde, dass es sich sowieso lohnt, immer mal wieder inne zu halten, den Autopiloten auszuschalten, die gelernten "Gebote" zu vernachlässigen und zu schauen, wie es wirklich ist. Und das muss man wirklich üben, weil wir geschult sind, so zu denken und zu handeln, wie es dienlich ist... wem auch immer.
Alles Liebe und frohe Ostern!
Sabine
leiden und passion (als synonym für leidenschaft) scheinen für mich überhaupt nicht konträr
AntwortenLöschenweder auf den ersten, noch auf den zweiten blick
passion, leidenschaft obsession - was auch immer
wenn du so etwas in dir trägst für eine ganz bestimmte sache dann ist das nicht immer nur freude
wenn du es ernst meinst bestimmt diese sache dein leben und das kann sehr schön und bereichernd sein
aber auch eine unglaubliche last
wenn du den perfektionismus den du anstrebst einmal nicht erreichst dann leidest du richtig
wenn du den perfekten raum für diese eine situation erschaffen willst und siehst am ende alle parameter gehen auf, das verhalten der menschen, das licht, die porportion - dann ist das grossartig
geht das aber einmal daneben dann quälst du dich mit der suche nach dem warum
zweifeln wie indre unten schreibt - und ich unterstreiche ihre ansicht das zweifeln und in frage stellen mit die wichtigsten dinge im leben sind um vorwärts zu kommen
eben so wie das scheitern und das leidenschaft auch das schaffen von leiden sein kann und vielleicht muss wenn man es sich nicht bequem machen möchte
aber das ist meine ansicht
Genau! Das schrieb ich ja. Ich finde es sehr einleuchtend, dass die diese beiden Begriffe, Leid und Passion sehr wohl zusammengehören. Und mit diesem Wissen lässt sich für mich "der Weg" leichter beschreiten. Es gibt kein perfekt, kein "richtig" und keine "eine" Richtung.
LöschenUnd Glaube und Zweifel sind wie Samen und Erde.
Wolltest du mit deiner Ansicht nun zustimmen oder verstehe ich dich falsch?