Jennie bin ich virtuell begegnet, mir gefiel ihr Photo auf Facebook. Ziemlich platt. Vor ihrer Linse Paris . Was die Sache des Gefallenfindens auch nicht außerordentlich schwer macht. Doch die Bilder zwinkerten und ich schrieb Jennie. Ich schrieb ihr, dass sie mir mit ihren Aufnahmen anonyme Freude schenkte und fragte sie nach einem Gold.Paper.Talk. Sie antworte prompt: klar. Fein! Und wie es so kommt: feine, klare Frauen kommen aus Hamburg. Wie Jennie, doch diese fand keine Freude mehr im zermürbenden Agenturwahnsinn und packte ihre Sachen. Jetzt lebt sie in London. Und wurde glücklich. Sie unterrichtet Ballett an einer Mädchenschule, ist Ghostwriterin (kein Scherz!) und schreibt an ihrem ersten Kinderbuch. Nebenbei bloggt sie, schreibt 1000Zeichen täglich und fand mit dem Glück in London, auch ihre große Liebe... in Paris! Und das ist die knallharte Wahrheit. (!!!!).
Liebe
Jennie, du lebst in London, einer Print-Brutstätte, für welche Magazine
entscheidet du dich?
Ganz klassisch und langweilig blättere ich gern in der Vogue herum.
Und ich liebe "Interview". Ich lese auch gern Blonde und das nicht
nur, weil ich selbst mal dafür geschrieben habe. Ich mag den Stil des Magazins
und wie Artikel geschrieben werden. Es ist ein bisschen so, als
würden deine Freundinnen dir etwas erzählen. Ansonsten mag ich noch "The London
Magazine". Nicht nur, weil ich in London lebe, sondern weil es immer ganz
gute Tipps für Restaurants hat und kleine Artikel über die „local heroes“
bringt. Außerdem mag ich die
Anzeigen der völlig überteuerten Villen mit ihren Bildern der verschiedenen
Räume. Ich kaufe mir so gut wie nie neue Magazine. Warum nicht? Keine Ahnung.
Vielleicht nicht in meinem
Fokus momentan.
Geht
es dir auch so, dass ein Trennungsschmerz entsteht, sobald der Magazinstapel
mal minimiert werden sollte?
Nein. Wenn ich ein Magazin gelesen habe, wandert es ins Altpapier.
Wenn wirklich mal etwas dabei ist, das ich so toll finde, dann fotografiere ich
es ab. Mal ehrlich, wie oft blättert man denn in alten Magazinen herum? Ich
mache das nie. Das ist wie mit der Hose, die man eigentlich nicht mehr mag.
"Na ja, vielleicht zieh' ich die ja doch noch mal an."
Schreibst
du noch Briefe oder Postkarten?
Immer. Egal wo ich bin und egal wie kurz, ich versuche immer eine
Postkarte zu schicken. Vielleicht nicht immer mit den größten geistlichen
Ergüssen, aber ein kurzes "Bonjour" aus Paris ist immer drin.
Manchmal schaffe ich es allerdings nicht, sie in der Stadt oder dem Land
einzuwerfen. Dann nehme ich sie mit nach Hause und sie bekommen einen London
Stempel. Merken die meisten gar nicht.
Ja, sogar zwei. Eine Restaurantrechnung mit Notiz aus Paris und eine
Karte von meiner Mutter habe ich immer in meinem Moleskine.
Welche
Rolle spielt ein Stift für dich?
Oh Gott, ich liebe Stifte. Ich habe ständig in meinen Handtaschen
Stifte herumfliegen, in allen möglichen Farben. Ich habe mir gerade vor
Weihnachten einen Lamy gekauft, in weiß mit dicker Spitze. Er ist nicht teuer
und er schreibt so gut und ist damit eine günstige Alternative zu Montblanc.
Die Stifte liebe ich allerdings auch, wenn das nötige Kleingeld da ist.
Ich habe vor einigen Wochen in einem sehr kleinen Laden in Notting
Hill tolles Papier für meine Ostergrüße gekauft. Leider weiß ich weder den
Namen noch die Stärke des Papiers, aber es war fest und gleichzeitig so weich,
dass der Füller nicht ein einziges Mal versagt oder gekratzt hat.
Wie
kann man sich die lesende Jennie vorstellen?
Im Bus kann ich leider gar nicht lesen, da wird mir schlecht. Aber
es ist schon so, dass ich es mir gemütlich mache, wenn ich anfange zu lesen.
Telefon auf Flugmodus z.B., gern auch in der Badewanne und immer mit meiner
Lieblingskerze Padmin. Sie riecht unfassbar gut und man kann das Wachs als
Lotion für den Körper benutzen, wenn es geschmolzen ist.
Sind es die Blogs von den Magazinen, empfinde ich keinen
Unterschied. Lese ich aber Blogs von Privatpersonen, ist da natürlich ein
Unterschied. Die meisten Magazine haben gewisse Regeln und Vorschriften, wenn
es um Formulierungen geht. In einem Blog kann jeder schreiben, wie ihm die
Feder gewachsen ist. Hat Vor- und Nachteile. Manchmal finde ich Bilder toll,
aber das Geschriebene ist so schlecht, dass ich einfach nicht weiterlesen
kann.
Haben
Printmagazine eine Zukunft?
Hm. Dadurch, dass ich eigentlich jedes Magazin online abonnieren
oder als App herunterladen kann, denke ich, dass es die Printversionen in
Zukunft immer schwerer haben werden. Ich finde es schade, eine App kann ein
gedrucktes Magazin einfach nicht ersetzen. Aber vielleicht ist es am Ende gar
nicht so schlecht. Wenigstens für die Umwelt.
Ich würde gern zwei Menschen schreiben. Ian Curtis und Edie
Sedgwick.
ha - jennie ist grossartig!
AntwortenLöschenrational und feinsinnig - das kann nicht jeder!
merci für die kurze lesenswerte pause mit euch!
___
tine
Wunderbar.
AntwortenLöschenMich erinnert das Anschreiben einer fremden Person nur aufgrund des Bildes sehr an mein Greifen nach mir bis dahin völlig unbekannte Musiker, nur aufgrund des Covers. Dadurch hatte ich schon einige Glücksgriffe ;)
Sehr schön, dass du Jennie so entdeckt hast.
Euer Gespräch hat mir viel Freude gemacht.
Du hast gewonnen :) http://philuko.blogspot.de/2013/03/kurze-zwischenmeldung-die-gewinnerinnen.html Liebe Grüße!! Julia
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