Sonntag, 12. Mai 2013

G O LD PAP ER TAL K S M IT T I N E.


Dieser Prolog zum Gold.Paper.Talk mit Tine fällt mir schwer. Weil ich keine honigschmierende Schreiberin bin. Aber. Tine ist die erste Person, die mich virtuell rumgekriegt hat. Ti ist in echt schon an ihren Ma vergeben und das ist auch gut so. 
Wie gut das wiederum auch virtuell ist, zeigt ihr Blog MATIMUK. Der ihre gemeinsame Schönheit spiegelt und vor Ehrlichkeit sowie Tiefe strahlt.
Nachdem ich jetzt lieber aufhöre, denn meine Worte werden keine gebürtigen. Tine, du weißt, dass du mein schwarzes Rosa bist und ich mich auf alles freue, was für uns kommen wird. Ich bin bereit! 
Und nun Tine im Interview für Euch....


Liebe Tine,  kurz und knapp: deine Magazinfavoriten?
Von Berufs wegen gibt es bei uns das Mark Magazine, die Archithese, die Arch+ und die Elephant im Abo. Andere Magazine kaufe ich spontan nach Inhalt. z.B. die Apartemento, die Pin-Up oder etwas ganz Besonderes (auch wegen der schön schlichten Aufmachung) sind die De aedibus und Anthologie Ausgaben vom Quart Verlag, sowie die Bände von El Croqius (diese sind eigentlich schon eher wie Bücher).
Werden daraus Magazinberge? 
In meiner Jugend habe ich Snowboard Magazine gesammelt. Da durfte keines weg kommen. Vor ungefähr zwei Jahren haben meine Eltern ihren Dachboden entmistet und ich musste mich von Tonnen solcher Hefte trennen. Es war in Ordnung. Mir war nicht einmal mehr bewusst, dass sie überhaupt noch da waren. Nur mein erstes Heft habe ich aufgehoben. Heute sind es eher die oben genannten Architektur und Kunstmagazine. Sie sind ständig in Gebrauch für Recherchen oder theoretische Arbeiten etc. Die werden nie weg kommen, da ihr Inhalt immer einen Wert haben wird. Sie sind quasi wie Bücher. Andere Magazine mit schönen Fotos werden auch erst einmal aufgehoben, aber recht unverbindlich. Kann gut sein, dass sie beim nächsten Umzug oder in irgendeiner Laune wegkommen.
Die Frage mit dem wo. Aus Platz- und Möbelmangel ziehen sich momentan diverse Zeitschriftenstapel durch unsere Wohnung. Sie verbreiten eine etwas nomadenhafte Atmosphäre, die ich gerade aber ganz gerne mag. Ein Dauerzustand ist das jedoch nicht. Später wünsche ich mir mal ein recht nüchternes Bibliothekszimmer.
Deine Typographieaffinität ist weitreichend...
Oh ja. Es geht sogar soweit, dass ich bestimmte Restaurants nicht besuche, weil mir die Schrift ihrer Speisekarte nicht gefällt, haha (wenn das Essen dort unschlagbar ist drücke ich allerdings ein Auge zu). Ganz schön schlimm eigentlich.

Schreibst du noch Briefe oder Postkarten?
Ja. Sehr gerne und gar nicht so selten.
Wem würdest du gern mal schreiben? 
Meiner Großmutter. Ich hätte gerne noch so viele Antworten von Ihr. Als mein Großvater starb war ich vier. Das war der Beginn einer wunderbaren Briefbeziehung zwischen uns. Von da an schrieben (bzw. bis ich schreiben konnte malte ich) wir uns  in den ersten Jahren jede Woche einen Brief oder eine Postkarte. Später war es dann nicht mehr wöchentlich. Aber mindestens einmal im Monat. Mehr als zwei Jahrzehnte bis zu ihrem Tod vor ein paar Jahren. Zu ihrer Beerdigung schrieb ich ihr meinen letzten Brief und legte ihn zu ihr ins Grab. Ich behaupte mal der beste Brief meines Lebens. 
Von welchem Schriftstück würdest du dich nie trennen?
Den eben angesprochenen Briefwechsel zwischen meiner Großmutter und mir. Da sie meine Briefe und Karten auch aufgehoben hat, habe ich jetzt beide Teile. Das ist schön.
Tinte, Kulli oder mit was schreibst du am liebsten?
Als Kind war ich es von meinen Eltern und meinem Großvater gewohnt, dass sie mit Füller schrieben. Ich konnte es kaum erwarten mit meiner Mutter meinen ersten Füller zu kaufen. Es war ein wirklich großer Tag für mich, denn es hatte sowas von „groß sein“. Die Ernüchterung kam allerdings sehr schnell. Als füllernder Linkshänder rutscht man ganz fix auf einen der hinteren Ränge der Heftführungsliste inkompetenter Grundschullehrerinnen. Rasch versuchte ich mich anzupassen. Das Heft wurde gedreht, ich fand einen Weg, dass meine Linke die frische Tinte nicht mehr verwischt. Meine revolutionäre Art des von unten nach oben Schreibens im 90 Grad Winkel entsprach allerdings wieder nicht den Vorstellungen der oben genannten Dame. So kämpfte ich mich mehrere Jahre mit meiner füllernden Linken bis zur Oberstufe wo andere Prioritäten galten. Irgendwann begann ich jedoch mit schwarzem Filzschreiber zu schreiben. Heute darf es nur noch ein ganz bestimmter sein (der Architektenstift). Und – nicht zu verachten – mit Bleistift (HB – 2B) schreibe ich unglaublich gerne. Eigentlich am liebsten. Man hat ein weiches Schreibgefühl und kleine Fehler sind schnell ausradiert. Zudem kann ich mit ihm Zeichnen und Schreiben zugleich und muss nicht immer den Stift wechseln. Ja, Bleistifte sind als Schreibgeräte wirklich unterschätz.
Zelebrierst du die Momente, in den du liest?
Zelebrieren wäre zu viel gesagt. Ich lese gerne und wenn ich Zeit habe auch viel. Es geht mir dann aber ums Lesen, den Inhalt und nicht ums Zelebrieren. Zelebrieren lenkt nur ab, finde ich. Wenn ich für die Uni lesen „muss“ - wissenschaftliche Dinge, die Knoten in meinen Hirnsträngen verursachen - gehe ich in die Bibliothek. So alte Gemäuer flössen einem Respekt ein, man ist viel konzentrierter und ist dort nur des Lesens wegen und durch nichts abgelenkt. Ein Tisch, ein Stuhl, mein Text und ich. Kein Essen, kein Handy, kein Computer, nichts. Das mag ich sehr gerne.
Empfindest du große Unterschiede beim Lesen zwischen Blogs und Magazinen?
Ja. Es wäre schlimm wenn nicht – oder? Zum einen finde ich es unglaublich anstrengend am Bildschirm zu lesen. Blogs existieren für mich viel mehr über die Bildsprache. Spricht mich das Layout oder die ersten Fotos nicht an klicke ich ihn weg. Oberflächlich, aber ist so. Bücher und Magazine lesen ist nicht vergleichbar. Zu Gedrucktem hat man schon allein durch die haptische Komponente einen Bezug. Und irgendwie vertraut man etwas was man in der Hand halten und blättern kann vielmehr als Buchstaben auf einem Bildschirm. Vielleicht eine altmodische Einstellung, aber schön.
Wann spricht ein Magazin zu dir? Was wünscht du dir für die Zukunft der Magazinwelt?
Papier, Faltungen, Erfahrung und Vertrauen. Wenn etwas raffiniert gefaltet ist bin ich dafür sehr empfänglich, z.B. ein Einband oder Seiten im Heft. So etwas findet man aber eher bei Einladungen oder Flyern. Ein Freund von mir arbeitet in der Modebranche. Er bekommt immer Einladungen, da könnte ich ausflippen vor Begeisterung. Das sind wahre Kunstwerke. Gerne habe ich auch wenn die Art des Papiers wechselt. Ja, das ist spannend. Hochglanzpapier mag ich z.B. gar nicht. Dünnes Skizzenpapier liebe ich und ganz normales langweiliges Tageszeitungspapier (wie heißt das eigentlich, gibt es ein Fachwort dafür?) finde ich großartig. Das Layout, das Cover darf nicht übertrieben daher kommen. Keine wilden Farb- und Schriftkombinationen. Das große Grauen bekomme ich ja bei Möbelhaus- und Supermarktbeilagen. Ich wollte sogar einmal eine theoretische Arbeit darüber schreiben, weil mich das so beschäftigt. Und dann sind da noch die Dinge, die man nicht sieht. Ich weiß z.B. einfach, dass Die Zeit gut ist. Es ist ein Erfahrungswert. Ich weiß was ich bekomme, auch ohne aufwendiges Layout. 
Was ich mir für die Zukunft wünsche. Schwierig. Meiner Meinung nach ist der Magazinmarkt ziemlich übersättigt. Ich würde mir wünschen, dass es weniger gibt, dafür mehr mit inhaltlicher (!) Qualität. Gut, aber was ist gut? Das definiert einfach jeder anders. Als Architekt wünscht man sich weniger schlechte Architekturmagazine. Es gibt wirklich unendlich viele davon. Darf ich sagen wie deren Inhalt in bestimmten Architektenkreisen genannt wird? "Hausfrauenarchitektur", haha. Ja, klingt arrogant, ist es auch, sind wir vielleicht auch. Anderseits gibt es genug Menschen, die diese Hefte kaufen, also besteht Interesse. Und ich möchte mir nicht anmaßen die Menschen geschmacklich zu erziehen. Das würde ich auch nicht wollen. In jungen Jahren denkt man es ist möglich. Dann merkst du es geht nicht und suchst dir dein Klientel. Es ist klein, aber fein. In diesem Sinne werde ich mir auch weiterhin meine feinen Magazinen raus piken und die, die mich nicht interessieren links liegen lassen.








12 Kommentare:

  1. ah, ich mag sie so, ihre klugheit, ihre feinsinnigkeit, ihre sprödheit auch, ihre liebenswürdigkeit zugleich, ihre vielschichtigkeit einfach, die tine, was sie denkt, schreibt, sieht, mag und nicht etc. pp. - der epilog zum prolog, auch von einer nichthonigschmiererin. auch aber.

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  2. Wie schön. Da ist es. Und so ganz ti. Immer ein bisschen 'schwarzes Schaf' (siehe AUSZEIT-Beitrag). Das tut der/meiner bisweilen etwas zu lieblichen Blogwelt gut. In diesem Sinne: Danke für das Gespräch.

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  3. ein ganz wundeRbaRes inteRview. wundeRbaR in seineR authentizität.
    ehRliche woRte und ein ganz eigeneR stil. das gefällt. und eRfReut.
    meRci an euch beide. liebe gRüße. käthe.

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  4. ja, das ist gut.
    das gefällt mir wirklich.
    so klar, so entschieden.
    genau deshalb mögen wir sie so.
    und vielleicht sollte ich jetzt anfangen architekturzeitungen zu lesen.

    ich glaube übrigens, es heißt tatsächlich zeitungspapier:)

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  5. Danke! Ein schöner Einblick! Ti - besonders was du übers Schreiben und vor allem deinen Briefwechsel sagst, berührt mich. Schön, dich noch ein bisschen näher kennengelernt zu haben!
    Alles Liebe an euch beide
    Dania

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  6. Ich bewundere sie sehr.
    Ebenso deine Interviews!
    Liebe Grüsse!

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  7. Ti - geradeheraus. Und das finde ich gut. Und ich mag den Einblick, den Du hier gibst.

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  8. e n d l i c h
    so sehnsüchtig darauf gewartet :)
    und ja, in so vielem ein kopfnicken.

    und auf dem letzten bild tine, da mag ich deinen kopfzopf.

    <3

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  9. Sie spricht mir oft aus dem Herzen und ist ein kluger Kopf mit subtilem Humor und einem guten Blick auf die Dinge. Danke für das Gespräch. Wiebke

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  10. peng! so viel positive worte sprengen meinen kopf..DANKE AN EUCH ALLE..ich bin überwältigt..und das ist in der regel nicht so einfach hinzukriegen..ja..auch dir, im besonderen dir, DANKE MARLEEN****!

    ti

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  11. Oh wie schön – Tine im Interview! Dein Prolog ist hinreißend, Marleen, genau wie Tines Antworten. Eine ganz besonders feine Mischung.

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  12. Hach, Tine. So viele wahre und schöne Worte. Und Bilder. Sie hat auch mich ganz schnell rumgekriegt :)

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